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Breakout - Endlosstory Teil 6

…Ich gehe durch die sich automatisch öffnenden Türen und rieche die frische Luft. Spüre die endlos weite, wundervolle, wählerische Freiheit, in die ich gehen könnte…

Mir fällt nur leider jetzt erst ein, dass ich gar nicht weiß, wohin mich die Reise führen soll. Mhhh. Ich weiß nämlich gar nicht, wie ich von hier aus wegkomme. Da ich hier noch nie war, kenne ich den Weg nach Hause nicht und Geld habe ich auch keins bei mir, um mir eine Mitfahrgelegenheit, wie ein Taxi, zu bezahlen.

Da ich zum ersten Mal in meinem Leben tatsächlich nicht weiß, wie es weitergehen soll, suche ich mir einen etwas ruhigeren Platz, um nochmal darüber nachdenken zu können und vor allem, damit mich keiner entdeckt.

Ich muss mich also tatsächlich eine Weile auf diesem riesengroßen Gelände des Krankenhauses so unauffällig wie möglich fortbewegen, bis ich einen schattigen Ort, frei von Kameras und Menschen, entdecke. Es sieht irgendwie so ähnlich aus wie eine alte, nicht mehr benutzte, Raucherzone. Hier ist es nämlich überdacht und von einigen Zigarettenmülleimern umgeben. Vielleicht für die Angestellten des Krankenhauses? Man weiß es nicht. Ein wenig außer Puste setze ich mich erst einmal auf die verrostete Bank, die bereits ziemlich zugeklebt von Stickern und Kaugummis ist. Eigentlich total widerlich und normalerweise würde ich mich auch niemals auf ein solches Niveau herunterstufen, aber das ist jetzt die erstmögliche Stelle, die ich gefunden habe. Viel zu viel Angst habe ich, um jetzt weiterzusuchen und letztendlich erwischt zu werden. Jetzt erst stelle ich fest, dass dieses Örtchen sogar noch praktischer ist als ich zuvor dachte, da hier auch relativ hohe Hecken sind, sodass ich hier noch unbemerkter von allem Anderen sitzen und nachdenken kann.

Also. Welche Informationen habe ich und welche brauche ich? Ich weiß, dass ich mich im Kinderhospital in Koblenz befinde und ich weiß, dass ich in Karlsruhe wohne. Moment mal grade. Wie bin ich eigentlich hierhin gelangt? Ich war bisher noch nie in dieser Stadt, ich habe lediglich mal etwas von Koblenz gehört…Naja, egal! Also wie komme ich am besten dorthin, ohne Geld bezahlen zu müssen? Soll ich irgendwie versuchen, schwarz zu fahren? Oder besser am Straßenrand fragen, wer mich mitnehmen kann, so richtig klischeehaft wie in Filmen?

Nach einiger Zeit des Überlegens beschließe ich, zunächst die letztere Version auszuprobieren. Es wird zwar eine weite Strecke werden, aber ich versuche es. Jetzt muss ich nur noch eine Straße finden, an der man gut Menschen anhalten kann. Dieses Bild mit den lila Lippen und den fahlen Gesichtern. Nein, denk erst gar nicht dran. Je kontrollierter du nachdenkst, desto schneller kommst du an dein Ziel, Lena!

Ich mache es einfach auf die direkte Art: Ich habe durch das Gebüsch eine weitere Straße entdeckt, welche auf der Seite des Hospitals liegt, die weniger besucht ist. Ich gehe folglich diesen Weg entlang und versuche dort, die Autos abzufangen.

Nach einigen erfolglosen Bemühungen setze ich mich einfach am Straßenrand hin, weil ich ein wenig erschöpft bin. Ein paar Minuten später hält eine Taxifahrerin an und erkundigt sich, ob ich irgendwo hinwolle. Als ich erwidere, ich hätte kein Geld, blitzt sie sofort ab. Na super!

Ich bin so verzweifelt, dass ich gar nicht bemerke, wie ein Auto immer langsamer wird und plötzlich neben mir stoppt. Das elektrisch verstellbare Fenster wird heruntergeschoben und eine noch sehr junge Frau als Beifahrerin schaut zu mir herab. Sie fragt, ob ich Hilfe benötige. Diesmal muss ich es anders angehen! Ich sage ihr in einer fast weinerlichen Stimme, dass ich dringend eine Mitfahrgelegenheit brauche. „Ich muss nämlich wieder nach Hause.“

„Und wo ist dein zu Hause?“

„In Karlsruhe.“

„Da fahren wir zwar nicht hin, aber wir können dich bis nach Würzburg mitnehmen. Von da aus ist es nicht mehr so weit. Ich glaube nur noch ca. 200 Kilometer, aber wir fahren ja auch bis dahin schon etwa 240 Kilometer. Also hättest du schon grob die halbe Strecke hinter dich gebracht.“

Ich bedanke mich, steige in das Auto der vier-köpfigen Familie ein und…


-Fortsetzung folgt-

von Selina Peesel, MSS 12

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