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Der Besuch beim weißen Mann-Endlosstory Teil 2

Aktualisiert: 22. Juni 2019

...Ich blinzele ein paarmal und öffne allmählich meine Augen. Grelles Licht leuchtet auf mich herab und mein Schädel brummt, als ob er gleich explodieren würde. So langsam erkenne ich etwas. Alles ist weiß. Ich schaue mich um und erkenne fremde Dinge, die ich bisher nur im Fernseher gesehen hatte. Wo bin ich nur? Was mache ich hier?

Einen kurzen Augenblick später klopft es. Ein Mann öffnet vorsichtig die Tür, schaut um die Ecke und tritt langsam ein. Passend zum Rest des Raumes trägt er einen weißen Kittel und eine weiße Jeans. Der Mann stellt sich vor mein Bett, indem ich liege, und beginnt zu reden: „Hallo. Bist du Lena-Marie Schmitz?“ Ich nicke bloß. „Mein Name ist Dr. Horse. Du bist hier im Kinderhospital Koblenz. Weißt du, wo das ist?“, fährt er fort. Ich nicke wieder. Der Arzt zieht sich einen Drehstuhl zu sich heran und setzt sich neben mich. Er hält ein Schwarz-Weiß-Bild in der Hand, auf dem irgendetwas Komisches abgebildet ist und sagt: „Du kamst hier bewusstlos an, also haben wir uns deinen Kopf genauer angeguckt und festgestellt, dass du eine Gehirnerschütterung hast. Hier. Siehst du diese Stellen?“



Ich nickte noch einmal. Er zeigt mir ein paar komische dunkle und helle Schraffierungen, mit denen ich sowieso nichts anfangen kann. Ich kann mich kaum darauf konzentrieren, was er von mir will. Ich könnte schreien vor lauter Schmerzen. Ich beiße die Zähne zusammen, kneife die Augen zu und drehe mich zur Seite, doch plötzlich kommen doch Wörter aus meinem Mund, die ich nicht verhindern kann: „Es tut so weh. Hören Sie doch bitte auf zu reden!“

„Darauf wollte ich gerade hinauskommen. Leider hast du eine so starke Gehirnerschütterung, dass du ein Schädelhirntrauma erlitten hast. Das heißt, dass du dich an nichts mehr erinnern kannst. Unsere einzige Vermutung, die passiert sein könnte, ist, dass du mit voller Wucht auf den Boden geschleudert wurdest. Aber von was wissen wir nicht. Außerdem hast du starke Kopfschmerzen, stimmt das?“

Das kann doch nicht alles war sein oder? Aus lauter Angst und Verzweiflung, schreie ich ihn an: „Das stimmt doch alles überhaupt nicht! Was reden Sie denn da für ein Müll?!“

Der Dok atmet tief durch und meint, ich könnte ihm dann auch sagen, was passiert sei, wenn ich es wisse. Ich starre ihn rätselnd an, überlege, gucke hin und her, aber so stark wie ich mich auch anstrenge, fühle ich nur das fürchterliche Pochen in meinem Kopf. Nachdem er bemerkt, dass von mir keine Antwort mehr kommen würde, redet er zu mir: „Na also. Du weißt es nicht. Denkst du etwa, ich würde dir etwas Falsches sagen?“

„Später fällt es mir bestimmt wieder ein.“

„Du musst dich nicht schämen. Wir hatten schon so oft Patienten hier, die an einem Schädelhirntrauma litten und sich nicht mehr erinnern konnten bzw. können.

Ich frage noch, ob die Erinnerung zurückkommen würde, worauf der Mann antwortet, dass es immer eine 50:50 Chance sei. Außerdem müsse ich mindestens zwei Wochen hierbleiben. Ich fühle mich überfordert durch meine immer noch starken Kopfschmerzen.

Nach einer Weile fügt Dr. Horse hinzu: „Ich schicke dir eine Krankenschwester, die dir dabei hilft, in den Rollstuhl zu kommen. Dann gehst du erst einmal in die Cafeteria und isst etwas. Du brauchst nämlich neue Energie.“ Er drückt auf eine Art Klingel, geht aus dem Zimmer und sofort erscheint eine Krankenschwester, die mir in den Rollstuhl hilft. Sie geleitet mich bis zur Cafeteria, muss aber wieder weiter zum nächsten Patienten.

Drinnen sitzen nicht viele Leute, sodass mir die Lautstärke keine heftigeren Schmerzen verleiht. Ich freue mich schon auf mein Käse-Salat-Sandwich, beiße ein Stück ab und merke erst jetzt, dass mich mein Kopf sogar beim Essen quält. Ich lasse es liegen, rolle genervt in den Flur bis ich im Raum ankomme. Ich lege mich hin und schlafe zum Glück ein.

Am Ende des Tages kommt der Dok bleich ins Zimmer und fragt mich wie es mir ginge. Ich antworte darauf, dass mir schon besser wäre, ich aber immer noch ein starkes Stechen spüre. Ich muss das noch ein paar Tage aushalten können, meint er. Dr Horse druckst so komisch herum: „Ähm, jaaa. Ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll, deswegen sage ich es dir so wie es ist. Bedauerlicherweise gibt es noch eine schlechtere Nachricht für dich.“

Das erste Mal heute habe ich einen richtigen Gedanken: Noch schlimmer geht es doch gar nicht für mich, oder?...

von Selina Peesel, MSS 11

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