Gerade jetzt, wo viele Menschen ihre Arbeit verloren haben, wird es deutlich, dass wir ein bedingungsloses Grundeinkommen brauchen, von dem man tatsächlich leben kann. Auch wenn wir wieder zur Normalität zurückkehren werden, wird schnell klar werden, dass immer weniger Berufe von Menschen ausgeführt werden müssen. Das liegt daran, dass es immer mehr technische Fortschritte gibt, sodass besonders einfachere Arbeiten, die sowieso nicht allzu viel Spaß machen, auch und sogar besser von Maschinen ausgeführt werden können. Da es für Arbeitgeber billiger und einfacher ist, diese Aufgaben von Maschinen statt von Menschen erledigen zu lassen, werden sie natürlich diese Alternative wählen.
Dazu kommt noch, dass gerade diese Berufe einfach sind und nicht unbedingt eine Ausbildung benötigen, sodass besonders Menschen, die keine berufliche Bildung und deshalb oft sowieso weniger Geld und geringere Chancen haben, immer weniger mögliche Arbeitsstellen haben. Das führt dazu, dass besonders Menschen in niedrigeren sozialen Schichten in Armut leben müssen, falls das System sich nicht ändert. Gleichzeitig werden die Besitzer der Maschinen, die zuvor Menschen einstellen mussten, immer reicher und die soziale und finanzielle Schere öffnet sich immer weiter.
Einige Menschen würden als Lösung für das Problem des Arbeitsmangels vorschlagen, einfach neue Stellen zu entwickeln, doch das wirkt auf mich unnötig. Warum sollte man die Menschen dazu zwingen, den Großteil ihres Lebens damit zu verbringen, unnötige Arbeit zu tun, die vermutlich nicht allzu viel Spaß macht, wenn sie diese Zeit auch dazu nutzen könnten, sich mit ihren Interessen zu beschäftigen? Das Problem besteht schließlich nicht darin, dass es Maschinen gibt, die uns allen das Leben erleichtern könnten, sondern daran, dass viele Menschen nicht mehr arbeiten können, obwohl das in unserer Gesellschaft überlebenswichtig ist.
Das führt dazu, dass immer mehr Menschen unter der Armutsgrenze leben, 2017 waren es bereits 15,7% der deutschen Bevölkerung. Das sind fast 13 Millionen Menschen, die in Deutschland in Armut leben müssen, viele davon Kinder. Es ist allerdings nicht so, als gäbe es einfach nicht Geld und Ressourcen, um das zu verhindern, sie sind nur nicht gleichmäßig unter den Menschen verteilt.
Wenn es allerdings ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe, das hoch genug ist, um davon leben zu können, dann könnten all diese Probleme behoben oder zumindest verbessert werden. Um das Geld dafür zu bekommen, müsste man nur die Steuern der Superreichen etwas erhöhen und internationale Firmen dazu bringen, auch in Ländern Steuern zu zahlen, in denen sie nur verkaufen und nicht ihren Firmensitz haben. Das so verdiente Geld würde dann direkt an die Bevölkerung zurückgegeben werden.
Dabei würde jeder Mensch, unabhängig von Alter, Religion, Geschlecht, Einkommen und anderen Faktoren, regelmäßig einen gleich hohen Geldbetrag bekommen, der hoch genug ist, um sich davon alles leisten zu können, was man zum Überleben braucht. Das bedeutet, dass niemand mehr dazwischen entscheiden müsste, ob es wichtiger ist, genug zu essen oder die Miete zu zahlen. Niemand müsste im Winter frieren, weil das Geld nicht für warme Kleidung oder die Heizkosten reicht.
Viele Gegner des bedingungslosen Grundeinkommens behaupten, dass niemand mehr arbeiten würde, wenn jeder Mensch auch so genug zum Überleben hätte, doch das stimmt nicht. Experimente, unter Anderem in Finnland, haben gezeigt, dass Teilnehmer, die den zuvor festgelegten Betrag bekommen haben, trotzdem noch Interesse an Berufen zeigen, was vermutlich mehrere Gründe hat. Einerseits ist der Arbeitsplatz selbst für viele Menschen ein soziales Umfeld und jeder Mensch braucht soziale Kontakte, um ein gesundes und ausgeglichenes Leben führen zu können. Andererseits bietet ein Job die Möglichkeit, auch Sachen zu kaufen, die nicht unbedingt lebenswichtig sind oder zu Veranstaltungen zu gehen.
Was die Experimente zudem ergeben haben ist, dass es den Teilnehmern besser ging, als sie das bedingungslose Grundeinkommen bekamen als es zuvor der Fall war. Sie waren ausgeglichener und weniger gestresst, da ihnen das Experiment finanzielle Sicherheit brachte. So konnten sie normal leben, auch wenn sie ihren Beruf verloren oder von Anfang an keinen hatten.
Auch für Menschen, die nicht arbeiten können, zum Beispiel, weil sie bereits zu alt sind oder körperliche oder geistige Einschränkungen haben, und für diejenigen, die nur so schlecht bezahlte Berufe bekommen oder ausführen können, dass man davon kaum leben kann, wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen hilfreich, da sie so nicht mehr abhängig von persönlichen Ersparnissen oder der finanziellen Unterstützung anderer, die sie oft nicht ausreichend haben, wären.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde also allen, aber ganz besonders den in der Gesellschaft benachteiligten Menschen helfen. Die einzigen Gruppen, die davon nicht profitieren würden, wären globale Firmen, für die die Ausbeutung der Menschen etwas erschwert werden würde, da sie dazu gezwungen werden würden, sich an die selben Gesetze wie kleinere Geschäfte zu halten, und Menschen, die sowieso schon so viel Geld haben, dass sie es nie alles ausgeben können.
Allerdings haben genau diese Gruppen besonders viel Einfluss nicht nur auf die Politik, sondern auch darauf, wie wir die Welt sehen. Wenn wir also Veränderungen durchsetzen wollen, die das Leben etwas einfacher und gerechter machen, aber diese Gruppen auch nur ein bisschen ärmer machen, dann kann es schwer sein, diese Veränderungen durchzusetzen.
von Lucie Brennberger, MSS13
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